In Straßen
voll vergessener Lieder
tropft dürre Hoffnung
wie Herbstlaub
auf ausgetret’nes Pflaster
Löwenzahn’s Gelb
protestiert energisch
gegen das Grau
aus Welt und Leben
Dämmerung zupft sacht
auf meines Herzens Saiten
ein kleines Lied
Es singt
von Trotz und Träumen
neue Töne
neue Klänge
neue Hoffnung
neues Leben
erwacht
Gratulation, Angelika Zaedow. In diesem Forum trifft deine empfindsame Prosalyrik regelmaessig den Geschmack der Leserschaft – auch meinen. Hoffnung in vermeintlicher Hoffnungslosigkeit. Zu diesem Antwortgedicht wurde ich inspiriert:
VORWORT
Auch in der hässlichsten Umgebung kann man gluecklich sein. Und in der herrlichsten Natur ungluecklich.
DAS GRAU(EN)
Es ist nicht das Grau
Nicht das Grau
meiner großen, großen deutschen Stadt
vor dem es mir graut
Es sind die kalten Herzen
ihrer Einwohner,
ihre dunklen Seelen
Es sind ihre Fremdenfeindlichkeit,
ihr Geiz, ihre Gleichgültigkeit,
ihr Hass, ihr Hochmut, ihre Intoleranz,
die mich und andere
empfindsame Menschen quaelen
Quaelen, weil Achtung, Anstand,
Freundschaft, Liebe und Vernunft
nicht zaehlen
Stephan Wannovius, Dalian, China, 21/01/25
Gruesse aus dem fernöstlichen Exil
Stephan
Lieber Stephan,
einen herzlichen Gruß nach Fernost! Das Grau bleibt nicht grau, wenn viele protestieren, denke ich. Und noch anders: ein klitzkleines Samenkorn von Gutem lohnt sich zu suchen, es wird sich finden lassen, wenn ich an Bonhoeffer denke …
LG Angelika