Der Hungrige schreibt ein hungriges Gedicht
Der Satte schreibt ein sattes Gedicht,
das in seinem Stolz so manchen Hungrigen sticht
und ihm das Herze bricht
Der Reiche verfasst mal ein reiches Gedicht
Mal reicht es nur zu einem ärmlichen Gedicht
Der Arme verfasst ein ärmliches Gedicht
Doch oft auch ein reiches, tiefes Gedicht
Dem Patriarchen ist ein Familiengedicht gegeben
Er kann es nicht lassen, über seine Sippe
ein lyrisches Familenepos zu verfassen
Vom Einsamen wird man ein Einsamkeitsgedicht erleben,
denn Vereinzelung ist ihm gegeben
Der Gläubige strebt nach einem missionarischen Gedicht
Von GOTT begeistert zu erzählen, hat für ihn grösstes Gewicht
Der Ungläubige möchte nicht ungläubig schweigen
Poetisch will er allen seinen Unglauben zeigen
Des Fröhlichen Herz springt lyrisch fröhlich über
Der Traurige schreibt traurig seine Trauer nieder
Wieder und wieder schmerzen ihn Seele und viele Glieder
Der Naturfreund ist Vers für Vers
den Wundern der Natur auf der Spur
Der Tierfreund empfindet seine Tierliebe Reim für Reim
und bindet sie stets in seine Werke ein
Gedichte spiegeln meist ihrer Dichter Gesichter
Stephan Wannovius, 30.05.22
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