Gesichter der Dichter

von | 30.Mai.2022 | Dies & Das, Poesie, Weisheiten | 0 Kommentare

Der Hungrige schreibt ein hungriges Gedicht

Der Satte schreibt ein sattes Gedicht,

das in seinem Stolz so manchen Hungrigen sticht

und ihm das Herze bricht 

Der Reiche verfasst mal ein reiches Gedicht

Mal reicht es nur zu einem ärmlichen Gedicht

Der Arme verfasst ein ärmliches Gedicht 

Doch oft auch ein reiches, tiefes Gedicht 

Dem Patriarchen ist ein Familiengedicht gegeben

Er kann es nicht lassen, über seine Sippe

ein lyrisches Familenepos zu verfassen

Vom Einsamen wird man ein Einsamkeitsgedicht erleben,

denn Vereinzelung ist ihm gegeben 

Der Gläubige strebt nach einem missionarischen Gedicht

Von GOTT begeistert zu erzählen, hat für ihn grösstes Gewicht

Der Ungläubige möchte nicht ungläubig schweigen

Poetisch will er allen seinen Unglauben zeigen 

Des Fröhlichen Herz springt lyrisch fröhlich über

Der Traurige schreibt traurig seine Trauer nieder

Wieder und wieder schmerzen ihn Seele und viele Glieder

Der Naturfreund ist Vers für Vers

den Wundern der Natur auf der Spur

Der Tierfreund empfindet seine Tierliebe Reim für Reim

und bindet sie stets in seine Werke ein

Gedichte spiegeln meist ihrer Dichter Gesichter 

Stephan Wannovius, 30.05.22

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