Die Scheinvitalen

von | 10.Jul.2022 | Poesie | 0 Kommentare

 

 

Die Scheinvitalen

 

In vielem Geist steckt Arroganz,

Wenn man meint, alles sei ja gut,

Sich selber hebt zum Schöpferglanz,

Unehrlich drängt, auf eigener Hut.

 

Ganz lange sitzen, lange reden

Und erst nach Mitternacht ins Bett:

Nur immer Eigenes dabei anbeten,

Denn man ist schlank und sehr adrett!

 

Radfahren und recht lange wandern,

Unstet von Ort zu Orte ziehen,

Herunterschauen auf die andern

Und sich um sie niemals bemühen.

 

Denn man versteht ja gar nicht gern,

Dass Erfolge anderswo agieren,

Bleibt Armut und der Mühen fern,

Man will sich selbst zur Krönung führen.

 

Doch das Geschöpf bleibt provisorisch,

Selbst wenn es meint, dem Gotte gleich

Belohn’ sein Fatum es notorisch

Und mache seine Seele reich.

 

Man lässt viel lieber andere sterben,

Denn selbst ist man ja kerngesund,

Darf um die Gnadenjahre werben,

Geht Gassi täglich mit dem Hund.

 

Der Zeitgeist trägt schon manche Mode,

Das wird auch künftig sich kaum ändern,

Denn das System hat ja Methode

Grenzt sich gern ab zu fremden Rändern.

 

 

©Hans Hartmut Karg

2022

 

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