Am Fenster

von | 13.Feb.2013 | Poesie | 0 Kommentare

Wenn ich alt sein werde
hat all das rückblickend betrachtet dann seinen Sinn?
Und wird es mein Sinn sein
oder jener des Lebens?
Werde ich es vermocht haben, den Sinn meines Lebens zu finden
und jenem des Lebens zu entsprechen hiermit oder hierbei?
Werde ich über heutige Angst lachen
oder wird heutiges Lachen mich ängstigen einst?
Werden meine Wunden zu Menetekeln, Leuchtfeuern
oder fruchtbarem Boden für heilsames Neues geworden sein?
Schmecken Freiheit und Frieden einmal nach Blut
oder wurden aus der Summe der nicht gekämpften Kämpfe gewebt?

Wenn ich alt sein werde
werden dann auch meine Gefühle
in die Jahre gekommen sein?
Wie tief ist dann noch mein Glück?
Von welcher Farbe wird Freude sein?
Wie schmeckt das Leid?
Riecht meine Trauer noch immer nach Meer?
Wird die Einsamkeit farb- und geruchlos geworden sein
oder wiegt schwer, fast wie Blei?
Und meine Liebe, wird sie noch tief sein und singen
oder weit, ein Orchester, das Tiefe nicht mehr bedarf?
Wird sie noch knabenhaft-neckisch sein, neugierig, verspielt
oder am Stock gehen, vorsichtig tastend, ein Monokel vorm Gesicht?

Wenn ich alt sein werde
werden dann noch immer des nächtens die Fragen zu mir kommen
und an die Fenster hämmern
auf dass ich nicht zu schlafen vermag?
Oder werden auch sie älter und bedächtiger geworden sein
und leiser klopfen
oder trommeln
wie der Regen vielleicht?
Oder gar mit den Antworten zusammen gekommen,
vielleicht verpartnert sein,
wohnen in einem Haus in der Nachbarschaft
und schauen nur noch gelegentlich
vielleicht zum Tee
bei mir vorbei?

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