Lydiagedicht 1

von | 31.Mrz.2021 | Poesie | 0 Kommentare

 

 

Lydiagedicht 1

 

Sie saß bei den Studentinnen,

bog ihren langen Hals ganz leicht

und überragte sie doch alle.

Anpassungsfähig, wie sie war,

stand sie erst auf, wenn andere standen,

ging mit ihnen zum Hörsaal hin,

plaudernd, lachend, frohgemut.

 

Man kann eigentlich nicht sagen,

dass sie auf mich gewartet hätte.

Daheim war sie in ihrem Pulk,

bei Ihresgleichen, unterhaltsam,

viel redend, lachend, wandelnd.

Sie lebte, weil sie nichts erhoffte,

sich nichts dachte und nichts wollte.

 

Alles war ihr genug, nichts fehlte,

denn wer bescheiden aufgezogen,

zur Duldsamkeit hin aufgewachsen

im Elternhaus mit jüngeren Brüdern,

der konnt’ nicht überheblich sein.

Begehren kam zuerst von mir,

der die Natürlichkeit so schätzte…

 

 

©Hans Hartmut Karg

2021

 

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