Aufgeräumt

von | 24.Mai.2018 | Poesie | 0 Kommentare

Die Party ist vorbei! Er hat aufgeräumt. Und sitzt jetzt in
einer Ecke. Und sieht sich an, was alles vergessen wurde.
Eine Brille. Ein Schal. Eine Handtasche. Eine Mütze. Eine
Brieftasche. Und er, sieht sich die Sachen genau an.

Die Brille ist von Anton. Anton war ein Spezialist im
bauen von Kartenhäusern. Immer etwas höher und größer.
Bis sie wieder zusammen fielen. Und noch höher und
größer. Bis sie wieder zusammen fielen. Und noch höher
und größer. Bis sie wieder zusammen fielen. Höher! Höher!
Höher! Nur um zu sehen wie sie wieder zusammen fielen.
Dann dachte er sich: “Was soll der Job!“ Und hat sich zum
Bäcker umschulen lassen. Und jetzt backt er Brötchen. Er
ist zwar nicht mehr so berühmt, wie der Erbauer von
Kartenhäusern. Aber die Leute lieben seine Brötchen.
Und das, hat mehr leben als Kartenhäuser zu bauen. Nur
um dann zu sehen wie sie wieder zusammen fielen!

Der Schal ist von Anna. Anna war immer verrückt nach
den neuesten Moden. Immer, zehn Kataloge, an der Seite.
Und jeden Tag, ein neues Kleid. Moderner als das Kleid
von Gestern. Jeden Tag ein Paar neue Schuhe. Moderner
als die Schuhe von Gestern. Jeden Tag eine neue Bluse.
Moderner als die Bluse von Gestern. Dann dachte sie sich:
“Was soll das Ganze?“ Und sie hat angefangen richtige
Bücher zu lesen. Und hat sich dann, für Obdachlose,
engagiert. Und jetzt gibt es Leute die sie brauchen. Leute
für die sie, auch Morgen, noch wichtig ist. Und das ist
jetzt mehr für sie, als die Mode von heute. Die
schon Morgen nicht mehr zählt!

Die Handtasche ist von Christel. Christel hat Versicherungen
verkauft. Und den Leuten, alle Sicherheit, versprochen. Die
gute Versicherung. Für die noch bessere Sicherheit. Die
bessere Versicherung. Für die absolute Sicherheit. Die
endgültige Versicherung. Für die wahre Sicherheit. Die
Sicherheit, mit der es nur Sicherheit gibt. Alle Sicherheit
dieser Welt. Dann dachte sie sich: “Was soll der Job?” Und
was verkaufe ich da? Und sie hat angefangen Medizin zu
studieren. Und ist jetzt Ärztin. Und erklärt, den Leuten wie
sie gesund bleiben. Und was so die Sicherheit ist: „Gesunde
Ernährung! Klares Denken! Vernünftiges Leben!“

Die Mütze gehört Thomas. Thomas war Straßenmusiker.
Immer mit der Hoffnung auf die große Karriere. Und der
Liebe und der Zuneigung von Millionen. Die Ihn und seine
Lieder bewundern. Und nur mit Ihm und seinen Lieder das
Leben mögen. Und nur mit Ihm und seinen Liedern etwas,
vom Leben, wissen. Und nur mit Ihm und seinen Liedern denken
können. Und nur mit Ihm und seinen Liedern etwas besitzen.
Und dann dachte er sich: “Was soll der Job?” Und er ist Lehrer
für Musik geworden. Und zeigt jedem seiner Schüler, das er
singen kann. Das er eine Stimme hat, die wichtig ist. Mit dem
sein ganzes Leben, ein Lied ist. Mit dem er die Welt neu sieht.
Und das Leben mit all seinen Wundern!

Die Brieftasche gehört Michael. Michael war Makler. Und hat
die teuersten Häuser verkauft. Häuser mit allem Luxus. Teurer
und noch teurer. Mit mehr Luxus. Und mit noch mehr Luxus.
Und teurer und noch teurer. Mit Luxus hier. Mit Luxus da.
Luxus in jeder Ecke. Luxus in jedem Raum. Luxus! Luxus!
Luxus! Ohne ende Luxus. Mit allen Raffinessen. Dann dachte
er sich: „Was soll der Job?“ Und wer braucht Luxus. Und noch
mehr Luxus Und mehr und mehr und mehr Luxus. Und heute,
wartet er Mietshäuser. Und sorgt dafür, das alles wichtige
funktioniert. Und in Ordnung ist. Die einfachen Dinge. Mit
denen das Leben allen Luxus hat, den es benötigt.

Er hat aufgeräumt. Und sitzt in der Ecke. Und er weiß: “Die
Party ist vorbei!“ Das andere Leben beginnt. Und wer es sieht
und begreift gewinnt. Und ist reich. Den Sonnenaufgang. Den
blauen Himmel. Und Wiesen. Und Parks. Und Menschen die
wissen was zählt.

(C)Klaus Lutz

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