Seelensonntag

von | 22.Mrz.2015 | Poesie | 0 Kommentare

Durch verschlungene Waldpfade wandert meine Seele

Leichtfüßig durch grünweiches Moos, durch schlammige Pfützen,

weicht den stolpernden Krabbelkäfern aus und kokettiert mit

flatterhaften Schmetterlingen, erschreckt Schlafmützen.

Weit draußen läuten Kirchenglocken zur heiligen Messe,

während hier, in meiner mystischen Welt, ein Kohlmeisenpärchen

aufgeregt plaudernd die Statik prüft von seinem halbfertigen Neste.

Seelensonntag.

Hier bin ich frei. Frei von Lügenworten,

welche von gezwungenen Lippen gesprochen,

mahnend das Ende der Zeit verkünden.

Frei von den Flammen des Fegefeuers

Frei von falsch verstandenen Sünden

Frei von schmerzendem Spott und glühender Häme

Frei von heuchlerischer Frömmigkeit

Frei für den echten Glauben, den ich ersehne

Frei für unverschleierte Wahrheit.

Tief unter meinen Füßen höre ich sie fragen

Die unfreien Seelen, festgetreten von ihrem starren Schritt:

Wie lange noch, sollen wir diese Welt denn tragen?

Und ich sage: kommt doch einfach mit.

Ich sah, wie der Nebel wuchs vom See übers Tal

hörte lachende Wünsche und Freiheitsgebete

und als er verschwand sah ich ein einziges Mal

den Glückshauch, der fortan meine Seele umwehte.

 

© Inge Millich

22.3.15

Rate this post

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Share This