Sie warteten bis er gegangen war

von | 13.Okt.2022 | Poesie | 1 Kommentar

Sie warteten bis er gegangen war

Als er zum Büffet gegangen war,
Da durchwühlten sie schnell seine Sachen,
Fanden den Inhalt der Taschen sonderbar
Und machten sich innerlich auf zum Lachen.

Sie warteten bis er gegangen war,
Dann eröffneten sie ihre Häme,
Verlachten mit Zoten ihn immerdar,
Womit keiner der Kumpane sich schäme.

Sie warteten immer, bis er fort,
Dann zerrissen sie sich die Mäuler:
Man geilte sich auf an Figur und Wort –
Zum Gelächter fanden Wolfsheuler.

Man hatte ihn immer nur eingeladen,
Um wieder Stoff für Verrisse zu haben,
Denn man wollte sich verlustieren und den Schaden,
Darin entwickelten die Kumpane ihre besten Gaben.

Dabei war er stets ein aufrichtiger Mann,
Erzählte viel zu frei von persönlichem Scheitern
Und übersah dabei, dass auf der Nebenbahn
Bei Kumpanen dies führte zum Erheitern.

Das spürte er – und er kam nicht mehr hierher,
Denn er bemerkte nun doch das Verbrechen.
Dadurch hatten es die Kumpane jetzt schwer,
Überhaupt noch Themen zu besprechen.

Die Blase löste sich tatsächlich bald auf,
Das Objekt der Häme war weggebrochen.
So ist das halt mit manchem Lebenslauf,
Wo die Teufel aus den Löchern gekrochen…

©Hans Hartmut Karg
2022

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1 Kommentar

  1. Stephan Wannovius

    Sehr, sehr gut beobachtet und beschreiben. Wieder ein KARG, wie ich ihn mag!

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