Wie ich die Zeit überwunden habe

von | 10.Feb.2020 | Dies & Das, Poesie | 0 Kommentare

Kann mir jemand erklären, wer sich diese Zeit ausgedacht hat? Ich würde die Person wirklich gerne mal fragen, ob es da denn keine Alternative gegeben hätte. Mein Vorschlag: Einfach machen, wenn man es machen will.

Wofür gibt es die Zeit? Damit ich weiß, wann ich da sein soll. Ist doch egal, ich komme eh zu spät. Aber entgegen aller Mühlen-Regeln, mahle ich trotzdem nicht zuletzt. Nein, ich mahle einfach gar nicht. Ich wüsste ja nicht mal wo ich hier in der Stadt eine Mühle finden sollte, geschweige denn, dass ich auch keine Lust hätte dafür die Wohnung zu verlassen. Und deswegen male ich höchstens. Das tue ich, weil ich mich drücke. Das was ich kritzele ist keine Kunst. Es sieht nicht mal annähernd schön aus. Aber das spielt keine Rolle, denn ich male ja nur, um die Zeit zu boykottieren. Wie ist das zu verstehen? Na das ist ganz einfach. Ich habe keine Zeit und deshalb habe ich mich entschlossen sie zu boykottieren. Wenn ich sie nicht haben kann, dann kann sie mich auch nicht haben! Die Zeit sagt mir: “Sieben Stunden bis zur Abgabe.” Ich sage ihr: ” Schaffe ich nicht. Mache ich nicht.” Ich denke: “Der Zeit habe ich es gezeigt!” Die Zeit denkt: “Gar nichts!” Die Zeit kann nicht denken. Wäre schön, wenn sie das könnte. In meiner Vorstellung würde sie dann denken: “Da drücke ich nochmal ein Auge zu. Ich sehe ja, dass das im Moment echt stressig ist.” Und schwups bleibt die Zeit stehen. Ich kann mal kurz durchatmen und genießen, wie dicke Tränen meine Wangen herunterlaufen. Das habe ich wirklich mal gebraucht. Aber das ist nicht die Realität. In der Realität weine ich nicht mehr wegen Zeitdruck. Darüber bin ich hinweg.

 

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