Wo wir so oft zu Gaste waren

von | 27.Apr.2022 | Poesie | 0 Kommentare

 

 

Wo wir so oft zu Gaste waren

 

Wo wir so oft zu Gaste waren,

Lächelt das Licht nur fahl herein,

Denn wo wir früher hingefahren,

Darf die Begegnung nicht mehr sein.

 

Ja, Menschen ändern sich mit Jahren,

Einst waren sie offen und jung,

Sind mit uns in Urlaub gefahren,

Reisen jetzt umher mit falscher Zung’.

 

Ihre Bilanz sagt ihnen auch,

Was lebenslang nicht gut gelaufen,

Was nicht so recht gesunder Brauch:

Haare könnten sie sich raufen.

 

Doch weil sie alles nun verdrängen,

Weil sie die Schuld ganz von sich werfen,

Nicht sehen, wo sie selbst in Zwängen,

Können sie nur die Fremden nerven.

 

Der Realist bleibt ziemlich cool,

Weiß Ausladungen wegzudrücken,

Rührt nicht mehr im Erinnerungspfuhl,

Wird Frohsinn sich zurechte rücken.

 

Er geht lieber zum Kaffeetrinken,

Lebt in der eigenen Gegenwart,

Wo ihm die lieben Freunde winken –

Die Mördergrube bleibt ihm erspart.

 

 

©Hans Hartmut Karg

2022

 

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