Anomalie

von | 29.Jan.2020 | Poesie | 0 Kommentare

Anomalie

Er spürte schon, wie sonderbar
Sein Leib und sein Bedürfnis war:
Immer musste er sehr viel essen,
Ist dadurch adipös gewesen.

Magen, Darm brauchten die Fülle,
Egal waren ihm Kleidung, Hülle,
Und früh in seinem Elternhaus
Reizte er die Sehnsüchte aus.

Dazu trank er viel Flüssigkeit,
Wozu sein Körper war bereit,
Um in die Gänge rasch zu kommen,
So dass sein Geist Fahrt aufgenommen.

Später trank er sechs Liter Tee,
Hob an, um mit dem Renommee
Erfolgreicher und klar zu sein,
Mitunter auch mit Bier und Wein,

Agierte als barocker Weiser,
Blieb darin fleißig, wurde leiser:
Öffentlichkeit war nicht sein Ding,
Weil er doch an den Büchern hing.

Immer blieb er ein Bildungsfresser
Und eben nicht nur Feieresser,
Brachte so seinen Geist nach oben,
Um Philosophie daselbst zu loben.

Den Grünen Tee trank er jetzt täglich,
Sonst schwindelte ihn und recht kläglich
Sank ihm die Lust zum Wortgebilde,
Brachte ihn weg von seiner Milde.

Deshalb ließ er sich untersuchen,
Um Bildungsreisen rasch zu buchen.
Ausschließen wollt’ er Diabetes,
Er fragte sich: „Freunde, wie steht es?“

Doch man fand für sein Grundgenie
Leider nur die Hypertonie,
Renale, nierenverursacht,
Das hat der Arzt ihm auch gesagt.

„Vier Zuleiter haben die Nieren,
Um immer viel Blut zuzuführen,
Jedoch jeweils einen Rückleiter,
Der groß den Druck nun leitet weiter

Über das Herz, hin zum Gehirn,
Weshalb der Druck auf Ihrer Stirn
Sie zwingt zu weiterem Gestalten,
Wozu Ihr Geist nun muss herhalten.

Nur dann wird dieser Druck geringer,
Wenn lesend Sie zum Worteringer
Mit Block, mit Stift denkend agieren,
Sich selber hin zur Höhe führen.

Der Nierendruck ist wie Manie,
Er leitet so das Grundgenie
Und Tee leitet Giftstoffe aus
Trägt Ihren Geist sehr weit hinaus.“

So ist er Dichter denn geworden,
Der mit dem Geist und vielen Worten
Nun weiterführt sein Grundgenie –
Dank angestammter Anomalie.

Retter auf dieser Lebensreise
Bleibt Grüntee, der macht ihn so weise,
Weil Giftstoffe der stets ausschwemmt
Und seinen Reimfluss niemals hemmt.

©Hans Hartmut Karg
2020

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