Applaus

von | 02.Feb.2022 | Poesie | 2 Kommentare

Da sitzt sie und blickt 

Ganz versunken

Aus ihrem Sessel 

am Fenster nur,

Von Einsamkeit wie betrunken. 

Von Geselligkeit bleibt keine Spur. 

Keiner lässt sich mehr hier bei ihr blicken.

Besuch hatte sie lange nicht mehr. 

Seit 5 Jahren geht sie nun an Krücken.

Schmerzen plagen sie oft schon so sehr.

Und früher,da war alles anders.

Man hat sie um Rat oft gefragt.

Und heute,da sitzt sie allein hier.

Du hast Hilfe,

hat man ihr gesagt.

Ihre Enkel würd’ sie schon gern sehen.

Die spielten so gerne mit ihr.

Wenn sie könnte,wär sie längst gegangen.

Doch zu Haus’ schafft sie’s selber nicht mehr.

,,Hier”,dachte sie, ,,hab ich Gesellschaft!”

Ihr Mann- schon ein paar Jahre fort.

Sie will unter Menschen, will reden.

Doch das ist ein trauriger Ort. 

Die Schwester, sie kommt nur sehr selten.

Sie würde,doch hat sie wenig Zeit.

Und so sitzt sie alleine am Fenster-

Zusammen- mit viel Einsamkeit.

———————————-

 

,,Und heut’ ist schon der 9. Tag Arbeit, 

Weiß nicht,wo der Kopf mir grad steht.

Wie soll es denn bloß alles werden,

Wenn das hier noch lange so geht?

Wie gern würd’ ich mich einmal setzen,

Ans Fenster in Zimmer 02.

Doch ich muss meine Aufgaben schaffen.

Der Dienst ist in 2 Stunden vorbei.

Ich hab’s doch der Dame versprochen. 

Heut’ komm’ ich zu ihnen,mein Wort!

Und nun habe ich’s wieder gebrochen. 

Seit 3 Stunden sitzt sie nun schon dort.

Und wie war das noch damals zur Lehre?

Was hat man nicht alles gelernt!

Doch die Pflege, die ich heute mache, 

Von der Ausbildung so weit entfernt.

Die Akten, ja die sind noch wichtig.

Viel wichtiger als die Person. 

Schon lang’ nicht mal mehr satt und sauber.

Deutschlands Pflege-

Ein einziger Hohn!”

————————————-

 

,,Was können wir tun mit den Alten?

Sie werden von Jahr zu Jahr mehr!

Und uns fehlt noch der Plan für die Pflege. 

Eine baldige Lösung muss her!

Vielleicht hilft es,wenn wir applaudieren,

Der Schwester, die so viel hat geschafft.

Und ganz sicher gibt’s auch ein paar Euro.

Dann wird sie schon reichen, die Kraft!

Und das Heim, ja,das wird einfach teurer. 

Gute Pflege, die kostet doch Geld. 

Davon zahlen wir dann auch die Schwester.

Die hat sich doch mehr vorgestellt.

Und um noch zum Schluss zu beweisen, 

Dass die Pflege auch Qualität hat,

Entwickeln wir doch einfach Noten.

Dann findet hier jährlich statt-

Eine Heimüberprüfung vom Feinsten.

Vorher angekündigt,das ist doch klar!

Wir sehen dann in alle Akten-

Ach,und den Bewohnern, naja-

Denen stellen wir auch ein paar Fragen. 

Es muss schon so aussehn, als sei

Nicht nur gesichert die rechtliche Lage. 

Menschlichkeit, die ist auch mit dabei!

Erfinden wir neue Berufe. 

Die Arbeitslosenzahl,

Die nimmt doch zu.

Kommt,stecken wir sie in die Pflege!

In 3 Monaten lernt man’s im Nu.

Dann müssen wir auch nicht viel zahlen.

Ist ja schließlich nur ein Assistent.

Man kommt uns schon nicht auf sie Schliche!

Deutschland ist doch derzeit abgelenkt.

—————————————

 

Und nun frage ich Sie,ist das Ethik?

Wo liegt da noch die gute Moral?

Deutschlands Pflege- eine Katastrophe!

Politik wird für Alte zur Qual. 

Und ich wünsche mir,dass sie erwachen.

Geben Sie uns Ihr Herz, statt Applaus!

Dann sieht auch bei uns hier die Pflege 

Irgendwann wieder fachmännisch aus!

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2 Kommentare

    • Claudia

      Vielen herzlichen Dank für die Kommentare unter meinen Gedichten. Liebe Grüße

      Antworten

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