Blusenterror
Henriette brauchte eine neue Bluse. Nichts Passendes fand sich im Schrank. Deshalb mit Herbert das Geschmuse. Er war schon vor dem Einkauf krank. Die ersten Läden boten schöne Exemplare. Doch Frau brauchte den Überblick. Suchte sie doch keine Massenware, sondern ihr erträumtes Einzelstück. Endlich fanden sie das Center aus der Werbung mit der unvergleichbar roten Färbung. Dort gab es Blusen...
Wampe auf der Rampe
Der Holger von der Laderampe schiebt vor sich eine Riesenwampe. Wenn andere ein Brötchen essen, hat er die Zahl schon längst vergessen. Er mag die Wurst in dicken Scheiben. Tomaten sollen schön zu Hause bleiben. Man nennt ihn König der Paletten. So manchen Auftrag konnte er schon retten. Wie auf der Bühne dirigiert er die Kollegen. Mit lauter Stimme kann er sie bewegen. Doch bald die LKW´s...
Woher die Babys kommen
Woher die Babys kommen, wollte Jonas wissen. Die Mama hatte er gewonnen. Sie wirkte irgendwie verbissen. Mit dem Storch, das würde er nicht glauben. Sie erzählte ihm vom Krankenhaus. Sie sah die Fragen in den Augen. Ihn aufzuklären war ein Graus. Wenn Eltern sich sehr lieben, bekommen sie ein Kind. Jonas schien es übertrieben. Dann hätten sie schon zehn bestimmt. Nun machte er sich am Computer...
Widerspenstiges Streichholz
Ein Streichholz lag mit den Kollegen in einer Schachtel wohl sortiert. Ihr einz´ger Auftrag: Feuer legen. Nur einer hat es scheinbar nicht kapiert. Ihr Job bringt sehr viel Reibung. Erhitzte Köpfe allzumal. Man spricht von Übertreibung. Schnell reduziert sich ihre Zahl. Das eine Streichholz will nicht zünden. Sein Kopf wird nie mehr rot. Es will den Ausstieg künden. Denn Feuer bringt viel...
Meinem Doktorvater zu Ehren
Meinem Doktorvater zu Ehren Mit diesen für mich ungewohnten Bleistiftstrichen Haben Sie mich damit unendlich oft herausgefordert. Manches Mal dachte ich, mein Stern sei schon verblichen, Doch haben Sie für mich damit Geistdisziplin erst herbeordert. Sie blieben immer auf Distanz, mir seltsam fremd, Doch spürte ich den guten Willen und die Geistbelebung: Ein Doktorand braucht ja kein enges...
Manche wollen mit Dir plaudern
Manche wollen mit Dir plaudern Manche wollen mit Dir plaudern, Erzählen dies und fragen das. Dabei will man auch gar nicht kraudern, Nicht aushorchen so nur zum Spaß. Anders verhält sich's mit Zeitgenossen, Die etwas hineindrücken Dir wollen, Weil sie sich stets mit Lob begossen Und Dir selbst keine Achtung zollen. Geplaudert sei auf Augenhöhe, Wenn man faire Fragen stellt, Sich dabei empathisch...
Nur kurz erblüht
Nur kurz erblüht Nur kurz erblüht lässt sich des Lebens Pracht erkennen, wenn schon die Blätter fallen, selbst wo es sehr bemüht und sorgfältig bedacht dem Menschen zu Gefallen. Nur kurz erblüht ist manches Lebens Licht, mit dem die Hoffnung lebte, hat sich daseinsbemüht, doch hielt es nicht, so dass es rasch ablebte. Da freuen Blühgewächse zwar unsere Augensinne, tragen zur Lebensfreude bei....
Mir geht es nicht so gut
Mir geht es nicht so gut Mir geht es nicht so gut, Das Alter hält mich in den Fängen, Nimmt mir manchmal den Lebensmut, Um manche Stunden damit zu längen. Versteht mich wohl: Der Tag bringt keine Leiden Nur weil er kommen soll: Horizonte müssen sich weiten. So muss ich auf manche Begegnung verzichten, Ein anderes Mal gelingt die Nähe vielleicht. Die lässt sich nicht mehr automatisch einrichten,...
Risiko des Abwartens
Risiko des Abwartens Man weiß es schon: Wer zu kurz springt, der landet im Graben. Der Abwartende kann recht befremdlich wirken, den Schein von Interesselosigkeit verbreiten. Der Startende meint, dass Warten Ablehnung bewirkt, der Abwartende mit mehr Entscheidungsunfreiheit vielleicht von den besseren Motiven geleitet wird. So hat gar manche Entscheidung bereits in fehlendem Anlauf ihr Ende...
Manches änderte sich schon
Manches änderte sich schon Früher sind Kinder einfach da gewesen, Sie liefen in den Großfamilien halt mit. Man war streng, sah auf ein höfliches Wesen Und der Nachwuchs hielt mit dem Elternwillen Schritt. Doch dann kam das Pädagogische Jahrhundert Und später sogar noch das „Jahrhundert des Kindes“: Man hat jetzt mehr den Kinderstatus bewundert – Als eine Emanation des göttlichen Windes....
Habe mir
Habe mir Habe mir die wunderbare Blüte Schon frühmorgens angesehen, Welche die ganze Woche brauchte, Bis sie zu unserer Augengüte Erscheinen konnte, um nur dazustehen Wie eine Königin, eine sehr erlauchte. Das ist das Jubelfest der Blumennatur, Mit der die Farben in unsere Augen springen, Sie erreichen, als gäbe es am Ende nur sie. Damit sichern wir Menschen uns jene Spur, Welche der Seele auf...
Ich kann nicht verstehen
Ich kann nicht verstehen Ich kann nicht verstehen, Dass eine mordende Machtwelt zuschaut, Wie man den Ärmsten Getreide vorenthält. Wollen diktatorische Mächte nicht sehen, Wie ihren Mitlebenden der Tod graut, Nur weil man auf Macht zählt? Kann die Hungerwelt denn zuschauen, Wie ihre Kinder Hungers sterben, Wenn Getreideschiffe Angriffsziele? Will sie dem nichts entgegensetzen, Mit geballter...
Des Tages muntere Stunden
Des Tages muntere Stunden Des Tages muntere Stunden Dreh'n frühmorgens die Runden: Schon stehen viele Kunden – Wünsche sind nicht zu stunden! Und am Geschäft werben Plakate, Damit man sich dort leicht gestatte Den Kauf, manchmal auf Rate, Weil man kein Geld mehr hatte. Man konsumiert als Mensch so gern, Obwohl das sehr beschwert den Stern. Der kann dagegen sich nicht wehr'n, Denn Erdlingen...
Es gibt schon jene Weicheier
Es gibt schon jene Weicheier Es gibt schon jene Weicheier, Die jammern ständig mit Geleier, Wie unendlich sie belastet sind, Dauerleidend wie ein krankes Kind! Packt doch den Stier selbst bei den Hörnern Und sucht nicht nach den Mitleidskörnern, Womit die Welt bedauert Euch Im tagtäglichen Labergesträuch! Das kostet doch Zeit und viel Kraft, Weil in der Blase man leider nicht schafft, Was einem...
Freudenspäne
Ein Nagel wirkt traumatisiert aufgrund der vielen Schläge. Den Glauben an sich selbst verliert, als ob es an ihm läge. Seitdem er eine Schraube kennt, fühlt er sich völlig wertlos. Sie dreht sich fein im Element. Da zog sie wohl das höchste Los. Nur einmal ihr begegnen. Und eine Runde mit ihr dreh´n. Es würde Freudenspäne regnen und mit ihm aufwärts geh´n.
Das Komma
Das Komma ist ein kleiner Strich und dennoch sehr erforderlich. Er deutet auf den Nebensatz. Darin liegt oft ein reicher Schatz. Beginnt mit aber, weil und denn. Er nämlich Hintergründe kennt. Wer in Hauptsätzen nur denkt, hat sein Leben eingeengt. Das Gute findet sich oft nebenan. Drum macht man ja das Komma dran.
Haarausfall
Seine Haare fallen aus. Es bildet sich die Glatze. Stell´ dir vor den Graus, es wäre deine Katze. Das Gesicht legt Falten. Des Alters erste Spuren. Du solltest Affen halten. Sie sind schon alt geboren. Die Haut hängt schlapp herab. Ein Drama für die Frau. Ein Fisch bleibt immer glatt. Doch ist sein Ende rau. Gelenke werden steif. Verzögern jeden Weg. Die Schnecke ist dann reif, wenn sie sich...
Genologie
Genologie Manches Gen bleibt steh'n, Die Mutation erst lässt es geh'n, Das findet mancher Forscher schön. Doch mit dem wachsenden Verlangen Ploppt mitunter auf ein Bangen: Kann man das Gen einfangen? Nein, Gene sind sehr ungezogen, Sind willkürlich meist abgebogen, Woanders in den Kampf gezogen... ©Hans Hartmut Karg 2023 *
Das ist so eine Sache
Das ist so eine Sache Das ist so eine Sache, Denn wenn ich ständig lache, So meinen manche, ich verlache, Weil ich mich lustig mache. Dabei freut mich doch ganz allein Das menschliche Beisammensein. Daran ist schließlich nichts gemein: Mitmenschen sind ein Sonnenschein! Mir gilt Nähe als großer Wert, Womit der ganze Tag entschwert, Denn wo Sinnhaftes heiß begehrt, Da man würdig Mitmenschen ehrt....
Den Muntermachern Gutes
Den Muntermachern Gutes Schon am frühen Morgen Trübsalblasen? Als Morgenmuffel die Stimmung verhunzen? MITNICHTEN!!! Lieber zu den Fröhlichen eilen, mit ihnen die Humorschiene bereits an frühem Tage einleben, damit dieser nicht entgleist. Den Muntermachern Gutes, denn ihre beglückende Stimmung wenden ins Fröhliche Dich: Du wirst zu lachendem Gegenüber! ©Hans Hartmut Karg 2023...
Mein Lebensschiff
Mein Lebensschiff Mein Lebensschiff tuckert träge dahin, Noch immer ist sein Ruder voll intakt, Denn das ergibt für mich auch Sinn, Selbst wenn manch' Knöchlein knackt... Nicht ohne Grund fährt's immer weiter, Besucht von meinen guten Anverwandten, Die interessiert und meistens heiter Schon oft an meiner Rettungsreling standen. Natürlich merkst Du mehr als Kapitän, Wie durch Deine Präsenz Leben...
Wasserspritzendes Puttchen
Wasserspritzendes Puttchen Mit der kleinen, versteckten Steinfigur Am alleenbestandenen Parkende Durchbricht sie die schnurgerade Natur, Der Wasserstrahl befeuchtet Hände. Wie angenehm an den heißen Tagen Der kleine Wasserstrahl doch kühlt, Wenn den Besucher kaum noch Füße tragen, Er schweißgebadet sich nur noch fühlt! So hilft denn die kleine Nassnackte Mit ihrem mundgespritzten Strahl, Dass...
Kleines Wässerchen
Kleines Wässerchen Da platscht an dem bemoostem Stein Ein kleiner Wasserstrahl herunter. Besucher finden sich dort ein, Das Wasser macht Gemüter munter, Wo schon ein wenig Dauerfeuchte Fördert der Pflanzen Üppigkeit, Der Mond mit seiner fahlen Leuchte Das Auge führt zur Heiterkeit. Die weitere Umgebung ist sehr kahl, Ganz sauber, trocken, ausgekehrt. Da hat kaum Leben eine Wahl, Zieht sich...
Du, mein naiver Westen
Du, mein naiver Westen Der freie Westen, er denkt immer schon, Die ganze Welt müsste so wie er ticken. Dabei sprechen dem Nachrichten Hohn, Denn anderswo ist Unheil im Verstricken. Wer frei ist, der kann immerzu erfinden, Der setzt das auch bei anderen voraus. Doch wo sich keine Geister plagen, schinden, Da ist es schließlich mit dem Wohlstand aus. Glaub' ja nicht, dass man schätzt, Was Du,...
“Wählet die Freiheit mir!”
„Wählet die Freiheit mir!“ Nichts kann uns freiwillig gegeben werden, Was wir nicht von Kindheit an erstrebt, Als sich die Wünsche nach Autonomien mehrten, Welche unsere Pubertät so fein durchwebt. Wer nur wattiert im Kreis herumgetragen, Weil überbehütet er zu Kindheitszeiten lebte, Der lernte nie nach Freiheiten zu fragen, Denn es gab nichts, was er aus sich erstrebte. Innerlich muss man schon...
Im Wald
Warum bin ich so gern im Wald? Ganz tief im Wald, vom Rand entfernt gar viele, schwere Schritte, gefühlt in dessen weiter Mitte, da liebe ich die satte Luft, die Stille und die Einsamkeit und auch den milden Duft. Ich atme tief, ich atme frei, ich halte inne ich denk dabei: "So solle es für immer sein!"
Wenn wir uns dereinst
Wenn wir uns dereinst Wenn wir uns dereinst im Himmel treffen sollten, dann werde ich Dich fragen, warum Du von mir fortgegangen. Wenn Du dann meinst, dass dies Deine Gefühle so wollten, wird Dir die Gottheit sagen: Dein Geist war in Irrtümern gefangen. Denn die Liebe hat uns doch zur Lebensfreude geraten. Ich konnte nichts dafür, dass unsere Zweisamkeit zerbrochen. Die unnötigen Hiebe, die da...
Trennungsmuster
Trennungsmuster Ja, verwandt waren wir einst schon, Als Kind in Schicksalsgemeinschaft geworfen. Doch jetzt ist Naturwüchsigkeit Hohn, Menschen tragen ihre Seelenschorfen. Lange konnt' man die Krankheit nicht sehen, Nicht einschätzen, was da an Übertragung Gewachsen, konnte überhaupt nicht verstehen, Dass Trennendes eben auch Unterschlagung. Während andere Naturwüchsiges erwählen konnten, Weil...
Weltende Weite
Weltende Weite Nicht der Neid weitet, er verengt nur nachtragend, weil er Nähe zustellt. Nicht die Missgunst treibt Freude in die Augen, wo es graumeliert wabert. Es sind die Mitfreuden, Fähigkeiten der Seligen, die Botschaften hellen. Wer Dir Bilder schickt, weil er Dich liebt, der kann nicht prahlen. Er will mit seinem Blick auf die Welt zeigen, dass Weite zu Deiner werde. ©Hans Hartmut Karg...
Urlauberseelen
Urlauberseelen So wundersam sonnengeweckt Versteigt sich der freischwebende Wille In Liebgrüße für Daheimgebliebene. Die wären auch gern da, wo die Sonne neckt Und vielleicht viel mehr Ruhe und Stille, Wo das Ferne, das Abgeschiedene. Wir bleiben mit ihnen verbunden, ja, Mit den berichtenden Fernen ebenso, Wie wir das oft wunschweise erkoren In Momenten, wo man Erlebtes sah. Da verrieten einem...