Ein Fremdling bin ich immer noch

Ein Fremdling bin ich immer noch In die fremde Welt geworfen werden wir alle, Aus Unbekanntem kehren wir ins Unbekannte zurück. Wenn es gut läuft, verliert das Böse seine Kralle Und im Dazwischen erwartet uns Menschenglück. Dem Suchen wie dem Finden immanent Lockt mit Befreiung unser Liebessehnen, Weil das Suchen seine Ziele ja kennt Und unsere Wünsche sich daran lehnen. Das Fremdeln aber...

Ich finde Leute

Ich finde Leute Ich finde Leute suspekt, Die sich nur für den Unterleib interessieren. Kann das denn ohne Respekt Den Tag ins Glücksempfinden führen? Wir alle haben es doch in der Hand, Uns zu unserem Zentralgestirn hinzuführen Mit viel Hirn, mit Sitte und Verstand, Um den fairen Zugang zur Liebe zu spüren. Wir alle haben als Auftrag es mitbekommen, Uns aus unmöglichen Zwängen zu befreien. Von...

Zwischen Gassen und Gewitter

Ich liebe Städte, ihr Flüstern im Wind, die flackernden Lichter, das Leben ist geschwind. Doch manchmal, ganz leise, zieht etwas mich fort— ein Schatten, ein Schrei, ein verstörter Ort. Ein Sonntag, verregnet, im Spätsommergrau, wir fuhren durch Straßen – kein Himmelsblau. Ein Viertel, das fluchte in rostigem Ton, wo Hoffnung zerbrach und Misstrauen wohn’. Ein heruntergekommenes Lokal im fremden...

Diese Stadt

Diese Stadt riecht nach Benzin, nach Asphalt, laut und gemein. Kein Grün, kein Wald, kein stiller Ort – nur Lärm und Menschen, immerfort. Bar an Bar, das Licht ist grell, Kneipe an Kneipe, laut und schnell. Ich bleibe hier, ich mag das Spiel, die Nacht, den Rausch, das schnelle Ziel. Ich liebe das Tempo, den urbanen Klang, die Frauen, den Flirt, den kurzen Drang. Ich tauche ein, ich geh nicht...

Ich liebe

Ich liebe Ich liebe die Menschheit immer noch, Aber immer weniger kann ich verstehen, Dass Tricksereien werden zum Joch, Wenn immer weniger Helllicht zu sehen. Wo findet sich noch eine faire Vernunft, Wo lebt noch auf der Menschenverstand, Welche uns öffneten früher die gute Zukunft Und führten zur Humanität so unsere Hand? Immer noch liebe ich Menschen, die mir nah Und mir gute Wege zur Rettung...

Das Warten

Das Warten Das Warten treibt mein Herzklopfen In immer weitere Liebeshöhen, Will weder Malz noch den Bierhopfen, Von Sehnen ist nicht abzusehen. Dann kommt sie doch, ein wenig bang Ist mir, sie hat sich sehr verspätet. Dafür habe ich mir wochenlang Dieses Moment ja hergebetet. Das Warten hat sich schon gelohnt, Vor mir steht sie mit ganzer Schönheit, An die ich längst medial gewohnt: Das...

Angebliche Freunde

Wenn ich mein Leben still betrachte, spür’ ich, wie sich Bitterkeit entfacht. Die meisten, die sich Freunde nennen, sind selten ehrlich, sich mir zu bekennen. Sie haben Zeit, doch nur für sich – ihre Ausreden ermüden mich. Sie kommen nur, wenn sie was brauchen, ruft man sie, hört man ihr Schweigen hauchen. Sie sind verschwunden, wenn man sie bittet, und ihre Treue – längst verwittert. Du kennst...

Der Idiot

Ich bin der Narr in deinem Spiel, zahl deinen Preis und zahle zu viel. Ich trag die Last, die du verheimlichst, auch wenn dein Handeln ist schleimig. Ich kehr den Staub aus deinem Blick, verlier mich selbst in fremdem Glück. Du nimmst, du forderst, bleibst bequem – mein Herz erstickt in deinem System. Du zählst dein Gold, ich zähl die Stunden, mein Leben rinnt in deine Wunden. Du lachst, ich...

Er ist ganz und gar

Er ist ganz und gar Er ist ganz und gar Wunsch ihres Bildes, Im Alter gleichen sich Physiognomien an. Das alles hat dann wieder etwas Mildes: Zum Augenstern werden Frau und Mann. Sieh‘ Dir nur die Hochzeitsbilder an Und schau auf Paare nach viel Jahren. Oftmals glaubt man mitunter dann: Zwei Gleiche stehen in grauen Haaren. Es ist des Glückes angleichender Tribut, Dass ausgleichend sich Partner...

Irgendetwas stimmt

Irgendetwas stimmt Irgendetwas stimmt immer, Doch irgendwas stimmt nie: Die Zeit streut ihren Glimmer, Manche werden gar zur Manie… Deshalb suche niemals Dein Glück, Wo Lebensfurcht weit verbreitet. Schule lieber Deinen Liebesblick, Wenn Du zum Glücke schreitest. Geh‘ hin, wo man Dich wirklich mag, Nicht nur vorgibt, dass man auf Dich zählt, Ermögliche dort bei Nacht und Tag, Dass man Dich als...

Stille Segel

Einzig wurde ein verblühter Flieder wachsam gegossen. In Rosen sprossen Frühlings Wachen. Sonnenmund wie Wonnenröte. Abendmond als Nachtens Ruh. Wachsam Enden fest gelockt. Nah geschönt des liebst gewöhnt. Die Stille sich liest geschönt.

Sommernachtstraum

Liebtest du den Anfang geboren stiller Tage, verweilst im Mondensternentanz der Worte? Ein Kuss verbindet sehnsuchtsvolle Gabe, will uns in Liebe hinführen zu der Hingabe. Jene trägt der Herzens Bote dir sacht Nahe. Still im Herzen umweht vom freien Winde, ist sie verblieben, so weitblickend geflogen, im Sternenstaub, rein und wohlig gewogen. Die Hoffnung schimmert unter vielgerühmten Blattgrün....

Da war er noch nicht

Da war er noch nicht Da war er noch nicht, Der Tipp des Freundes, er war gut. Jetzt sitzt er dort im Sonnenlicht Und trägt seinen alten Strohhut. Ja, Sonnenschein ist wunderschön, Den Kopf gilt es dennoch zu schützen: Gecremt sollte man nur hergeh’n In diesen harten Heißzeithitzen, Später unbedingt sich abkühlen, Bevor es zu den Wellen geht, In sich selbst vorher hineinfühlen, Damit kein...

Erholung – Urlaub

Erholung – Urlaub Urlaub ist nicht gleich Urlaub. Da gibt es leider, mit Verlaub, Gewaltige, große Unterschiede – Selbst bei bewährter Ferienhausmiete. Gar manches Domizil ist wunderbar, Doch ein anderes bleibt Mogelpackung, Gewöhnungsbedürftig und sonderbar, Eher ruchbar und voller Verschlackung. Erholen im Jahresurlaub kann Man sich, wenn man sich dort wohlfühlt, Wo dem Gast als Kind, Frau,...

Filmvirus

Erotik flimmert, wild und heiß, mein Denken schweigt im Bilderkreis. Die Fantasie springt auf und lacht, die Wirklichkeit verliert ihre Macht. Horror kreischt im grellen Licht, mein Herz verkrampft, mein Blick zerbricht. Die Mauer kommt – zu spät erkannt, die Wahrheit sticht mit scharfer Hand. Western stauben, müde und leer, der Held verblasst, sein Glanz ist verzehrt. Kein Schuss, kein Ziel,...

Es sind die vielen bunten Farben

Es sind die vielen bunten Farben Es sind die vielen bunten Farben, Die in den Blicken höherschlagen, Im Spätsommer die gelben Garben, Die sich in unsere Sinne tragen Und die uns immerzu aufbauen, Uns geben weiter Gottvertrauen. Es sind die vielen bunten Häuser Im Norden, welche Angst vertreiben, Kräuselnde Wellen sanftmütig, leiser Im Blau der Hoffnungen verbleiben, Wo Urlaubern das Herz...

Je mehr mich

Je mehr mich Je mehr mich Werbung überschüttet, Desto weniger kaufe ich: Wo das Konsumverhalten zerrüttet, Überlebt die Schwemme sich. Je bunter, vielfältiger die Reklame, Desto mehr erschlägt sie Konsumenten, Und selbst die allerschönste Dame Hilft dann nicht mehr dem Produzenten. Wird global ständig geworben, Überall alles zum Kauf geboten, Ist bei Vielen der Kaufwille erstorben, Erlahmt...

Sehnsucht

Sehnsucht du bist gerade da bei mir... Habe ich dich eingeladen? Jedenfalls nicht bewusst. Du darfst gerne bleiben. Mich erinnern... an so vieles, an mich. Eine Bitte habe ich: Sei bitte sanft zu mir... © A. Namer

Frauenwunsch

Frauenwunsch Schon immer will ich einen Mann, Der mehr kann, als nur kaufen, Der immer mir auch helfen kann, Mit mir gemeinsam laufen. Schon immer will ich einen Mann, Der trotz der Stärke seiner Hände Mir zärtlich und ohne Machtwahn Das Seelenkleid ein wenig wende. Schon immer will ich einen Mann, Der mich nimmt, wie ich bin, Küssend zur Höhe schieben kann, Mich trägt zur Liebe hin. ©Hans...

An meine liebe Frau

An meine liebe Frau Noch ist der Mund ein wenig trocken, Wenn er im Halbschlaf wachgeküsst Und mit dem beidseitigen Foppen Wir unseren Tag schon früh versüßt. Gleichwohl wie Sterne in der Nacht Funkeln zu mir die listigen Augen, Die oft um Lachen mich gebracht, Weil sie ja auch zum Witzeln taugen. Mit sanften Händen, wenig stark, Hältst Du mich fest hier im Gelände, Sorgst dafür, dass wir stets...

Gips her!

Der Gips gibt Halt In Mauer füllt Spalt Vom Maler recht bunt Mit Wasser im Verbund Am Menschen in Weiß Bei Kalklöschung heiß Hält Fragmente im Zaum Rahmt Verletzung mit Saum Schafft Heilung ihre Zeit Nimmt Hetze die Schneid In Ruhe: Gips her!

Herbstlieb

Es fällt das Blatt im Herbsteswind, es tanzt, als wär’s ein fröhlich Kind. Der Regen tropft im Fiedelton, der Herbst setzt auf die Wolken Kron’. Der Igel rollt sich kugelrund, der Spatz zwitschert noch einen Bund. Und selbst im Grau, so müd’ und kalt, bleibt doch der Herbst ein Fest im Wald. — Timo Ertel © 2025

Herbstlied

Es fiel ein Blatt vom Baum herab, es drehte sich und fiel ins Grab. Der Wind sprach leis: „Das war’s noch nicht, der Herbst malt weiter sein Gesicht.“ Ein Kürbis lacht, die Rübe niest, ein Regenwurm die Erde gießt. Der Regen plätschert: „Plitsch, platsch, plitsch,“ der Herbst kocht Suppe – warm und frisch. Die Menschen seufzen: „Ach, wie grau!“ Der Igel ruft: „Mir einerlei!“ Denn unter Laub und...

Sehen

"Ich denke, also bin ich" Ich denke, aber ich bin nicht besonders intelligent. Ich denke, aber ich bin nicht besonders hübsch. Ich denke, aber ich bin nicht besonders. Ich denke, aber ich sehe nicht. Ich sehe nicht das, was ist, sondern das, was sein sollte, was nicht ist. Ich denke, aber ich werde nicht gesehen. Ich denke, also sehe ich nicht.

Sehen

"Ich denke, also bin ich" Ich denke, aber ich bin nicht besonders intelligent. Ich denke, aber ich bin nicht besonders schön. Ich denke, aber ich bin nicht besonders. Ich denke, aber ich sehe nicht. Ich sehe nicht das, was ist, sondern das, was sein sollte, was nicht ist. Ich denke, aber ich werde nicht gesehen. Ich denke, also sehe ich nicht.

Spiegelungen

Grelle Blicke im Neonlicht, Ausstrahlung ohne wahres Gesicht. So glatt, so rein, so aufgebläht – verloren im Glanz, der sie umweht. Wir passen hier nicht hinein, nicht Teil vom Glanz, vom gold’nem Schein. Der Raum – so leer, so matt, so still, die Frauen – schön, doch ohne Will’. Sie wirken fern, sie strahlen bloß, mein Herz erstarrt, mein Antrieb verfloss. Wir werden ignoriert und verlacht,...

Fragen an den Glauben

Ich bin ein Mensch, der gerne hört, was andre glauben, was sie stört. Inmitten stiller Stadtgeräusche traf ich Missionare, freundlich und leise. Sie sprachen warm, in sanftem Ton, von Gottes Reich, von Himmelslohn. Von Jesus, der uns stets begleitet, von Liebe, die durchs Leben leitet. Ich hörte zu, mit offnem Sinn, doch merkte bald: ich steh nicht drin in jenem Bild, das sie entwarfen – zu fern...

Felsenbirne

Felsenbirne Jedes Jahr immer die kleinen Beeren, Die nach und nach heranreifen Und unsere Gesundheit mehren, Wenn wir nach ihnen greifen. Tatsächlich blüht sie überreich: Die Felsenbirne trägt Übermut, Dass sie uns dann bringt gleich, Was herrlich schmeckt – und gut! Bescheiden steht der große Baum Nach vielen Jahren stolz im Garten Und bringt uns doch ganz wie im Traum Beerchen, auf die wir...

Das Zuckerpüppchen

Das Zuckerpüppchen Sofort sieht man diese Dame, Denn perfekt geschminkt tritt sie auf Und weiß um ihre Außenwirkung. Doch mit ihrem inneren Zittern, Geschame Bleibt sie im bisherigen Lebenslauf Eine Person ohne nachhaltige Wirkung. Eher unscheinbar und recht klein Muss sie hochhackiges Schuhwerk tragen Und erwartet, dass man sie so wahrnimmt. Ihre Kleidung, natürlich elegant und fein Verstärkt...

Stuttgart zwischen Gleisen und Gewissen

In einer Stadt, die Wandel verspricht, doch unter Beton ihr Gedächtnis bricht, stehen sie – nicht laut, nicht wild, mit Rücken aus Jahren, im Herzen still. Sie mahnen nicht aus Trotz, nicht aus Wut, sondern aus Sorge, aus langem Mut. Sie sahen, wie Bäume zu Zahlen vergeh’n, und Träume im Größenwahn verweh’n. Wo Gleise sich biegen in Spekulationslust, stirbt die Natur in stummem Frust. Man...

Das Poetenpodium

Das Poetenpodium ist eine Online-Plattform für Poeten & Poetinnen, auf der Du lyrische Texte verschiedener Autoren und Autorinnen findest. Du kannst eigene Poesie veröffentlichen und Poesie anderer bewerten und kommentieren. Mach mit und veröffentliche Deine Texte auf Poetenpodium.de!