Lenzzeit
Lenzzeit Da klagen Menschen über den Herbst, der ihnen Gebrechen schaffe, Nöte und Sorgen bringe, zunehmend Kälte und Dunkelhet in die noch warmen Gefilde. Steht ihnen so nicht die Hälfte des Jahres noch offen? Und sie dürfen immer noch auf einen Jahreslauf hoffen, der ihnen doch bewährt bleibt, unabhängig vom Alter? Vergessen wir denn so leicht, dass noch vor wenigen Tagen das laute Wehklagen...
Fahler Schein
Fahler Schein Es bricht der dunkle Wolkenrand Am frühen Vormittag jäh auf, Wenn wieder einmal Strahlenstand Verkündet seinen Lauf. Da braucht es keine Schirme mehr, Um Tropfen fern zu halten: Die Strahlen bringen Wärme her, Lassen die Sonne walten. Und herbstens keine Plötzlichkeit, Das Wetter schlägt nicht um: Es bringt viel Ruhe in die Zeit, Die bleibt uns da recht stumm. Weithin trägt uns der...
Opfer sind kein…
Opfer sind kein... Opfer sind kein Spielzeug, Mit dem man macht, was man will. Greifen Stalker zum Feuerzeug, Ist Schlimmes nur ihr Ziel. Opfer sind kein Belustigungsschrein, Den man öffnet und wieder schließt, Denn da dringt Höllendunst herein, Mit dem man Menschenkinder beschießt. Opfer sind kein Fahrgeschäft, Das man beliebig neu besetzt, Auf dem man sich weiter auslässt – Und im Aufwühlen...
Selbsttäuschung der Seele?
Selbsttäuschung der Seele? Immer wenn er Geburtstag hatte und ich mit ihm telefonierte, sagte er mir ins aufhorchende Ohr: „Hast Du wieder ein Glück, dass Du durchgekommen bist. Seit dem frühen Morgen geht es Schlag auf Schlag!“ Das sagte er mir in jedem Jahr, wenn ich ihm telefonisch gratulierte. Aber: Kein einziges Mal in all den Jahren war sein Telefon tatsächlich belegt. Was ich davon wohl...
Wortweltwerker
Wortweltwerker Auch in den hügeligen Nörgelbergen finden manche Gewaltmenschen ihr Auskommen, ehrgeizig, sprachgenial, sittenverknotet. Sicher, Kriege haben sie niemals geführt, nur Fußball gespielt und Wanderungen unternommen. Manche von ihnen haben sogar Romane verfasst. Ihr schmaler Blick hängt sich suchend bis auf den heutigen Tag in die Baumkronen, um ein klein wenig vom Himmelsgewölk...
Dieser Ort…
Vielleicht hätten wir einfach dort bleiben sollen. Dort an dem Ort, an dem es dir immer gut ging. Dieser Platz wird mich immer an - dich - erinnern. An eine noch Sorglose - Zeit. Denn diese Zuflucht brachte mehr für uns mit sich, als es jemals jemand verstehen wird! Dieser Ort brachte die Sorgen einfach fort. Vom Winde getragen, von der Last befreit. - Mama - für mich war dieser Ort eine für -...
72 Jahre
72 Jahre Wer darf schon so alt werden Und immer noch das Leben lieben, Trotz aller Leibbeschwerden Noch Worte in die Reime schieben? Es ist mein ausgesprochener Traum Ein spätes Wiegenfest zu feiern Und hier im schönen Erdenraum Die vielen Freunde anzuheuern, Dass sie mit mir den Tag begehen, Weil sie mir nah und freundlich sind, Zu sich und ihrem Leben stehen Und nicht auf ihrer Seele blind....
Philemon und Baucis
Philemon und Baucis Heut' trinken wir gemeinsam den Geburtstagswein, Wissen uns lieblich gebettet, wo das Glück darf sein Und wir uns ansehen, als sei uns nichts vergangen, Weil wir hier stehen, frei und unverfangen In diesem Lichte, diesem Land, das uns erhält, Weil wir auf dieses Freudenleben eingestellt. Möge uns lange noch der Liebesgott begleiten Und uns zu schönsten Träumen überleiten!...
Lob
Unser innerer Kritiker plappert manchmal einfach so dahin.... ....und dann kommt plötzlich irgendwoher ein Lob, mit dem`s selbst ihm die Sprache verschlägt. © A. Namer
Das Glück dieser Erde
Das Glück dieser Erde liegt manchmal einfach so am Wegesrand. © A. Namer
Herz und Verstand
Die Vernunft bremst manchmal das aus, was das Herz leben und erleben möchte. Ob das so richtig ist, steht auf einem anderen Blatt. © A. Namer
Angst
Welch furchteinflössend Trauerspiel Am Ende wars mir doch zu viel Ich glaub ich wäre weg gerannt Wenn ich nicht die Lösung fand Aus Stahl mit Chrom ist’s überzogen Ist ganz gerade nicht gebogen Hab es mit dem Mund liiert Wenn Hirn am end die wand verziert
Die Freiheitsstatue
Die Freiheitsstatue vom Bildhauer Bartholdi geschaffen, als Geschenk über das Meer verschifft, steht eine Dame in New Yorks Hafen, bei den Besuchern bekannt und beliebt. Als Symbol für Freiheit und Hoffnung, reckt sie die Fackel empor, verkündet ein „herzlich Willkommen“, für die Menschen am Eingangstor. Die starke Frau, gewaltig und schön, ragt wie ein Fels aus der Brandung, auch wenn wir in...
Sekunden
Es gibt Sekunden - die man schnell wieder vergisst und Sekunden - die ein Leben lang nachwirken. Bei manchen Sekunden lösche ich sogar den "Papierkorb" im Kopf 🙂 Andere wiederum - packe ich watteweich in mein Herz, hol sie immer wieder vor, dreh sie herum, freu mich immer und immer wieder! Sie sind es, die mein Innerstes zum Lächeln bringen und es mit Sonne fluten. © A. Namer
Paläste
Der zerfallene Palast! Seine Fenster sind zerbrochen! Seine Räume sind leer! Seine Wände sind kahl! Nur manchmal kommen Bettler vorbei! Verstecken sich vor den Mächtigen! Die keine Armut mögen! Und finden dort, für einige Zeit, etwas Frieden! Vor den Politikern! Die neue Paläste bauen! Der zerfallene Palast! Seine Reichtümer sind verschwunden! Seine Könige sind vergessen! Seine Pracht ist...
Willkommen
Gestern bekam ich Besuch… Er kam unangemeldet – ohne dass ich von ihm wusste. Eigentlich, mag ich ja sowas gar nicht, aber in diesem Fall machte ich eine Ausnahme. Irgendwie hatte ich ja auch keine Wahl, denn er war bereits im Garten. Durch den Hintereingang - sozusagen. Er kam, wanderte quer durch, steckte seine Nase hier und da hinein, schaute sich um, spazierte weiter. Als ich ihn bemerkte –...
Die Welt ist heut so übersatt
Die Welt ist heut so übersatt Die Welt ist heut so übersatt, Will sich da gar nicht wehren, Wo längst an allernächster Statt Sich Lebenskonten leeren. Die kleinen Leute übertrumpfen, Weil Bauernlegen angesagt Und manche Faulen, Üblen, Dumpfen Handeln, weil kein Gewissen plagt. Da gibt es niemand, der Dich rettet, Wenn Gauner Deine Mühen klauen. Nichts ist auf Gnade dort gebettet, Wo sie die...
Liebesreife
Liebesreife Das traute Ziel der Zweisamkeit Macht uns zum Leben dort bereit, Wo wir im Suchen alles finden Woran sich unsere Seelen binden. Das ist heut' nicht mehr ganz so leicht, Weil Lust der Neugierde entweicht, Im Netz die Angebote locken, Gar manche auf sehr leichten Socken, So dass schwächer die Bindungsfäden, Gefolgt mitunter von Herzensschäden, Wenn Liebe flieht dem eigenen Wert, Weil...
Oktoberwandern
Oktoberwandern Schon tragen Niederungen Nebel, Hüllen das kleine Flüsschen ein, Denn langsam kommt der Kälteknebel: So muss das bei uns jährlich sein. Man kann jetzt wieder selig wandern, Denn keine Hitze bremst die Lust, Wenn wir von einem Ort zum andern Fortschreiten – ohne großen Durst. Bald heben schon die frühen Strahlen Die ersten Nebel für uns auf, Befrei'n uns von den Kältequalen, Wenn...
Lärmfühligkeit
Lärmfühligkeit Früher störte mich kein Lautes Und ich fand mich da gern ein, Wo Musik und mir Vertrautes Konnte mit den Freuden sein. Ich weiß nicht, wie es Dir geht, Wenn Sendungen johlend beginnen, Man fast kein Wort mehr versteht, Glaubt, der Johlhaufen müsst' spinnen... Inzwischen schalte ich erst ein, Wenn das Gejohle längst vorbei. Im Alter muss kein Lärm mehr sein, Ich will deshalb auch...
Herbst
Der Herbst kommt langsam, leise an und sagt * Nun schaut euch das mal an* Was dieser Sommer fertig bringt die Welt in reinem Grün versinkt. Ich mal jetzt alles farbig an das ist ein Werk das keiner kann Von grün zu rot ,von gelb zu braun, ein Traum dies Farbenspiel zu schaun. Ein kleines grünes Eichenblatt hat schnell die vielen Farben satt. Es möcht ein Stückchen Sommer bleiben, und sich die...
Stunden im Alter
Stunden im Alter Die Stunden kommen mir jetzt vor, Als wären sie mir eine Sucht, Treiben zwar immer neu hervor, Doch so, als wär'n sie auf der Flucht. Die Zeit flieht, die ich halten will Von einem Tag hin zu dem andern. Sie hält sich leider gar nicht still, Muss immer eilen, mit mir wandern. Seitdem ich alt geworden bin Und nicht in Amt und nicht in Würden, Such' ich deshalb nach neuem Sinn,...
Die Kalbskäsesemmel
Die Kalbskäsesemmel Der Bolzenschuss krachte im Haus Und bohrte sich ins junge Hirn. Standhaft hielt noch das Kälbchen aus Und bot auch weiter seine Stirn. So sah ich dies zu später Stunde Im Fernsehen, wo das Tier stand. Man warf es um im Schlächtergehen, Damit alsbald das Leben schwand, Weil man es stach, es blutet' aus, Gab einen letzten Laut noch von sich, So dass der Tod kam schwarz und...
Indianer
Er will Indianer kennen lernen! Sitzt am Computer! Sieht sich Comics an! Liest für Tage nur Kochbücher! Hört im Internet neue Schlager! Guckt nach passenden Perücken! Trinkt ein Glas mit Milch! Kauft sich eine Torte mit Engeln! Meditiert über Wollmützen! Massiert seinen Teddybär! Zeichnet ein Herz! Und fragt sich: "Was in seinem Leben falsch läuft! Und warum er nie Indianer kennen lernt!" Er...
Ich war`s nicht 🙂
Herbstspaziergang… vor mir eine Wiese – übersät mit Äpfeln. Mein erster Gedanke: Wer hat denn hier Äpfel ausgeschüttet? Tatsächlich war`s die Natur… Äpfel… kleine, große, rote, grüne, ganze, angeschlagene, aufgeplatzte… Ein Paradies für Bienen, Igel, Ameisen, Vögel und was weiß ich noch alles… Im Schein der Sonne bestaune ich die Vielfalt der Natur und dessen, was sie der Welt einfach so...
Kastanien
Sie erinnern mich an meine Kindheit. Unzählige Kastanien habe ich gesammelt. Irgendwie tragen sie einen Zauber in sich, beflügeln die Phantasie. Wie viele Figuren habe ich aus ihnen gebaut? Einmal bin ich beim Basteln mit der Schere abgerutscht und habe mir die ganze Hand durchstochen. Kastanien mag ich immer noch. Basteln mit ihnen auch, nur etwas vorsichtiger. © A. Namer Kastanien…....
Die schönste Stadt der Welt
Die schönste Stadt der Welt Da ist noch alles original, Nichts aufgemotzt und nichts bemüht, Weil dort Erhabenheit verglüht Wie im Salon, im weiten Saal. Man kann da mit dem großen Kahn Langsam in die Lagune reisen Und ihre ganze Schönheit preisen, Solange man noch einfahr'n kann. Venedig bleibt ein Wunderwerk, Die kunstgewollte Seligkeit, Wenn die Besucher sind bereit Zu gehen, wo kein Auto,...
Geschlechterfreude
Geschlechterfreude Immer wieder muss man lesen, Geschlechterkampf sei stets gewesen: Weil Frau und Mann so anders sind, Blüht deshalb auch kein Götterwind. Geschlechterkampf, Geschlechtertrennung, Möglichst nur eigene Anerkennung, So hört und liest man's überall, Als wär' die Liebe Rauch und Schall. Dabei gibt es auf dieser Erden Nichts Schöneres, als Lieb' im Werden, Ein Glück ganz zwischen...
Des Lebens Lauf
Des Lebens Lauf Da gibt es oft das Auf und Ab wellenden, wallenden Lebens, das Suchen nach Ankern, geworfen ins Mehr, keine Heimat so richtig im Finden, die Geborenheit dauerhaft leiht. Doch das Leben geht weiter, es beachtet nicht sehr Deine aktuellen Befindlichkeiten, Deine Hoffnungen und Wünsche, denn wo Leben sich reibt, bleibt alles Sklave der Zeit. So wird in beständigem Weiterlaufen das...
Die Lilienblüte
Die Lilienblüte An einer Magerbodenstelle Wächst sie bereits seit vielen Jahren, Ist jedes Jahr präsent zur Stelle, Will mit der Blüte gar nicht sparen. Sie treibt den langen Stängel aus, Lanzettartig die dünnen Blätter, Treibt eine einz'ge Schönheit aus, Bisweilen auch bei schlechtem Wetter. So unscheinbar dort auch der Platz, Wo niemand sie zu sehen scheint, Ist sie mir doch ein großer Schatz,...
Das Poetenpodium
Das Poetenpodium ist eine Online-Plattform für Poeten & Poetinnen, auf der Du lyrische Texte verschiedener Autoren und Autorinnen findest. Du kannst eigene Poesie veröffentlichen und Poesie anderer bewerten und kommentieren. Mach mit und veröffentliche Deine Texte auf Poetenpodium.de!