Ja, schreiben muss man Niemand muss schreiben wollen,Manche reden vielleicht deshalb mehr.Was aber, wenn diese Nähe so leer,Dass nur Mächte uns einholen? Da ist es doch an der Zeit,Die alten Unterlagen zu holen,Als wir noch jung und verstohlenZu den ersten Gebilden bereit. Ja, schreiben muss man,Wenn man keinen mehr treffen kann,Schnurgerade auf einsamer BahnWir der Trennungen Untertan.  ©Hans...

  Sprachreisende Schicksale Wenn Menschen reden,entäußern sie sich als Mentalitäten,an denen ihr Gegenüber erkennt,wes Geistes Kinder sie sind. Das hat manche dazu bewegt,nichts Persönliches mehr von sich zu geben,um so in eigenen Lebenskreisen zu glauben,sie könnten sich freier bewegen. Doch die Wortwahl entlarvt sie,auch der Duktus mit Tonhöhe und Schärfezeigen den Umherstehenden dauerhaft...

Früher sprühten Graffiti-Aktivisten knapp://"Nazis = Verbrecher"//Heute dürfen sie nicht eher ruh'n,//bis sie ihr Werk im besten Gendersinne tun//Die Antifa-KämpferInnen müssen sich ändern//und aufrichtig gendern//Sie schreiben nun: "Faschist_innen sind//Verbrecher*innen" oder doch "Verbrecher:innen"?/Welch eine aufwändige Farb- und Platzverschwendung - //und das auf fremden Wänden!!//Stephan...

Streiche aus dem Wort KIRCHE das K,//dann das R und nun das E//Vergleiche das Ergebnis mit deinen//eigenen Wünschen//Und reiche nun anderen Egoisten deine Hand//Dann weisst du, warum Gemeinschaft//meist Austrittsgemeinschaft ist: I - C - H  !!//Stephan Wannovius, Karfreitag 2021, Gedicht zu Kirchenaustritten

Dunkle Jahre bedeuten Plage, Plage//Sie führen oft zur Schmerzensklage//Denn aussichtslos erscheint die Lage//Tage um Tage beschweren Hoffnungslosigkeit und Leid die Lage//Dunkle Jahre bringen Plage, Plage//auf alte wie auf junge Tage,//dass kaum ein Mensch es trage//Für manchen stellt sich nun die Gottes-Frage,//damit ein barmherziger, gnädiger, guter Herr//ihn rette, trage!// Stephan...

 Wortgewitter Wie haben wir gern ausgemessenDie Worte früher, die uns trafen.Da war fast alles angemessen,Niemand musste mit Worten strafen. Die Zeit ist jetzt schon wieder reifFür Wortgewitter – oft im Netz.Die Seelennot brennt wie ein ReifIm Kopf, wenn man liest das Gehetz. Da ist kein Anspruch, machtgelüstigHält uns einer den Spiegel vor,Merkt nicht, wenn er sich damit brüstet,Dass nur sein...

  Die Räuber leben Ist es nur den Systemen geschuldet,Dass die Räuber wieder weiter ausgreifen?Haben wir da zu viel Freiräume geduldetFür jene, die Menschenseelen verheeren, Weil sie Eigentum anderen weg genommen,Wo diese sich nicht mehr wehren können,Weil das Recht ihnen mit Paragrafen gekommen,Die unserem Eigenwohl nichts mehr vergönnen? Es ist schon des Diebes schlimmster Glaube,Dass...

Wer die Zivilisation zerstören will,//fängt bei der Sprache an://Endlösung, Endsieg, Herrenrasse,//lebensunwertes Leben, Schutzhaft, Untermenschen/12 Jahre Unworte für 12 Jahre Untaten//Braunem Vokabular folgten braune Verbrechen//Stephan Wannovius, 1.04.21

  Lydiagedicht 2 Mit dichtem Haar steht Sie mir da,Reisebereit, mit viel Gepäck.Selig lächelnd ist Sie mir nah –Beide woll'n wir endlich weg! Das ist stets diese Profession,Mehr als das Ziel mit mir zu reisen,Die Stimme sanft, mit feinem Ton,Denn Sie gehört zu Sanften, Leisen. Das hat Sie ja recht früh gelernt,Da Sie ein Internat besucht,Um von zu Hause sehr entferntPräsent zu sein, doch nicht...

  Tagtäglich Vergönnt ist uns allen sicher das,was wir auch bewahrend nutzen werden. Doch ist es nicht so,dass wir eben auch das vernutzen,was uns eigentlich nur geliehen wurde? Das Jammern bleibtunangemessen im Lichtenicht nachhaltiger Lebensführung,welche die Schöpfung bewahren sollte,das Gute so tagtäglich der Lebensrettung zuführen.  ©Hans Hartmut Karg2021 *

  Lydiagedicht 1 Sie saß bei den Studentinnen,bog ihren langen Hals ganz leichtund überragte sie doch alle.Anpassungsfähig, wie sie war,stand sie erst auf, wenn andere standen,ging mit ihnen zum Hörsaal hin,plaudernd, lachend, frohgemut. Man kann eigentlich nicht sagen,dass sie auf mich gewartet hätte.Daheim war sie in ihrem Pulk,bei Ihresgleichen, unterhaltsam,viel redend, lachend, wandelnd.Sie...

Nur zwei Ganoven die den Galgenerwarten Zuvor noch als letzten Wunsch um Wasser baten Um dem Henker in die Visage zu spucken Denn hängen sollen wir sowieso Wir brechen aus in Gelächter Und das bricht uns das Genick Denn der hasserfüllte Wächter Zieht den Hebel,  strafft den Strick Trotzdem gehen wir farbenfroh  Kombiniert aus rot getränkten Farben Konzipiert für uns als roter Faden Wie gemacht...

  Jetzt können Tage Jetzt können Tage Jahre sein,Wenn sie sich auch beeilen,Wir isoliert jammernd verweilen,Weil sie mit uns so ganz allein. Verloren sind Gedanken,Die sich längst ausgebildet haben,Wenn Weltträume so ausgehebeltTrotzdem in neue Tage wanken. Freund, ziele auf hoffende Tage,An denen Dir die Sonne scheint,Die es so gut mit Dir ja meintIm Lenz – ganz ohne Frage...  ©Hans Hartmut...

Wo das VerlangenWo das Verlangen ausgetragen,Da reift noch keine stille Zeit,Mit der wir könnten auch ertragen,Was an sich schon liebesbereit.Wo das Verlangen eingenebeltSuchen Gelüste nur danach,Was eigentlich längst ausgehebelt,Verborgen liegt in tiefer Schmach.Wo das Verlangen eingelebt,Mit Zweisamkeit vergessen kann,Weil es nach Deiner Liebe strebt,Da bist Du richtig, lieber Mann.©Hans...

Auf, auf machen sich Rentner heimwärts//Selbst jetzt noch gehen sie dabei oft eigene,//nicht selten sogar krumme Wege//Welch eine Dummheit, welch eine Gedankenlosigkeit !//So kurz vor Gottes Angesicht//Stephan Wannovius, 29.03.21

Manche Bruchpiloten können's endlich fassen//und weise künftig das Fliegen lasssen//Andere Bruchpiloten bleiben//dumme Spruchpiloten//Sie sagen sich und tönen allen :"Jetzt erst recht!"/Das ist nicht nur frech - sie haben weiter Pech//Stephan Wannovius,  29.03.21

Sie sind alt, alleinstehend, geschieden, verwitwet//Sie wohnen zur Miete, in ihrer Eigentumswohnung, ihrem Reihenhaus, ihrer Villa//Sie fühlen sich gelangweilt, vergessen//Das Leben hat sie verbittert//Sie sinnen stets auf Böses//Ihre einzige Altersfreude ist die Schadenfreude//Sie - die Töchter und Enkelinnen von GAS-Land //Sie, die deutschen Nachbarschafts-Hexen//In zwei Worten bringen...

  Längst gesät Längst gesät sind die Tomaten,Sind gewachsen zum Pikieren.Damit sie uns gut geraten,Wollen Humus wir zuführen. Der ist wenig vorgedüngt,Um Wurzeln Aufbaukraft zu geben,Weil das die besten Ernten bringt –Gesundheit gar auch unserem Leben! Dem Jahr kommt man so gern zuvorGewinnt da wirklich viele Tage,Wär' ohne Frühbeet nur ein Tor,Denn alles wäre nichts als Plage. Im Frühbeet...

  Nachtfreuden Wenn zu stiller, dunkler NachtFernsehen jetzt ganz verflacht,Geben mir OperngesängeEine Tiefe, Glanz und Länge,Dem alten Herzen ganz viel Halt,Wenn die Seele wird beschallt. Deshalb nehm' ich sie gern in Kauf,Den Opern-, Operettenlauf,Weil die zarte Stimme lockt,Wo schon die Ermüdung hockt,Und mit eindrucksvollem WesenUnterstützt mein spätes Lesen. Wenn dann zartbesaitet'...

Gangolf, Gangolf kommt wichtig, wichtig,//oft richtig, eher selten pflichtig//Rentner Heinz am Heidelberger Neckarstand//seine grosse Altersliebe fand//Alterstriebe, Alterstriebe wecken immer,//immer neu die Liebe//Johnny, Johnny wirkt erbärmlich,//ist aber niemals ärmlich//Johnny, Johnny spart, spart, spart auf seine Art//Sein Vermögen geht rasant auf Wachstumspfad//Denn fast, fast alles hat...

Kaltes, altes Land,//Gesunde leiden an dir, Kranke leiden in dir//Kaltes, altes Land//Deutsches Land, mein Herzensland,//mein Schmerzensland!//Stephan Wannovius, 28.03.21

Hehre Worte sind leere Worte//Starke Worte sind schwache Worte//Unbeholfene Worte sind wirkungslose Worte//Denn Worte sind nur Worte//Aber bösartige Worte sind mehr//als bösartige Worte//Boshafte Worte sind künftige boshafte,//schreckliche Taten//Wollen wir darauf warten, //oder bösen Worten wehren, //Sprach-Täter bekehren?//Stephan Wannovius, 28.03.21

Für den Baum - eine Katastrophe.Für den Käfer - Weiterleben.Für mich - Wege, Bilder, Spuren, ....Zauber der Natur.Für dich - eine Einladung, alles zu betrachtenund deine eigenen Gedanken fließen zu lassen.....© A. Namer

  Stillstand Die Operation wäre nötig gewesen,Doch wer möchte noch dorthin,Wo ungeimpft man selten kann genesen,Da steht uns doch still jeder Sinn. Wäre der große Knoten entfernt,Müsste niemand uns mehr belügen,Wäre meine Gesundheit gut besternt,Würde meinem Schicksal ja genügen. Ich will niemals eine Bestrahlung,Will nur den ambulanten Eingriff.Dafür spricht eine gute Bezahlung,Gnade umschifft...

  Suppenschmaus Glatt hatten wir ihn übersehen,Den Hokkaido in der Ecke.Jetzt darf er in sein Schicksal gehen,Damit den Gaumen er uns necke. Wir holen eine Stange Lauch,Kartoffeln, dass es sämig werdeUnd, wie's bei uns schon immer Brauch,Gewürze – für die Enkelherde. Zuerst die Zwiebel, fein gehackt,Wird mit dem Knoblauch angedünstet,Womit uns der Genuss zusagt,Da wird nichts weiter...

Gangolf ist kein Bengel, //Gangolf ist der Obdachlosen Engel//Er hört, handelt und hilft den Rast- und Ruhelosen/Heinz hat sein Herz in und an Heidelberg verloren,/sich eine reiche, reife Neckarlady auserkoren/Johnny, Johnny folgt dem Walker nicht//Johnny spart, spart, spart//auf seine ganz besondere Art//Täglich an den DAX gedacht, hat er's längst//zum Aktienmillionär gebracht//Glücklich,...

Worte - sie können nicht beschreiben unsere Qual/Worte - sie fehlen für das Unglück ohne Zahl//Worte - sie fassen nicht die Dinge,//die uns leiden lassen//Worte - sie greifen nicht fürs Unbegreifliche//Worte - sie tragen nicht das Unerträgliche//Unermessliches Elend findet keine Worte// Stephan Wannovius, 27.03.21

Unfassbar ist die Bürde des Menschen//Für seine Qual bieten die Worte keine Wahl//Sein Lebenslauf bleibt ein grausamer Hürdenlauf/Würde, Würde - die würde er gern gewinnen//Doch was ihm bis zum Ende beschieden//heisst Bürde, Bürde//Stephan Wannovius, 27.03.21

  Katharsiszeit Die Pandemieklagen verstummen nicht,Schmerzlich sieht man auf diese Krisenzeit,Geht deshalb schwer mit ihr ins Gericht,Denn das Virus verursacht Kummer und Leid. Doch sie erweist sich auch als reinigende Zeit,In der Nottrennungen offenbar entscheiden,Wer in der Krise noch zur Beziehung bereitUnd wer Kontakte wird für immer vermeiden. Schlimm ist es, wenn liebende Freunde...

  Die Ignoriermasche Man möchte einen Menschen ausgrenzenIm Netz, wo sich doch viele tummeln,Will nur mit eig'nen Beiträgen glänzen,Selbst da, wo viel kopiert mit Schummeln. Deshalb sorgt man mit Kumpanen dafür,Dass man den Ausgegrenzten nicht anklickt,So dass er bei dieser bestellten WillkürNur noch auf magere Ausbeute blickt. Ignoranz ist immer schon Strategie,Um Bedeutungslosigkeit...