Es klingt, als sei es neu

Es klingt, als sei es neu gesagt, doch längst ist’s Denken fest verpackt: Wer keine Arbeit hat, sei faul, wer anders lebt, dem traut man kaum. Wer Haare trägt, die länger sind, der weht wie eh der alte Wind, ein „Gammler“, heißt es, „nicht normal“ — das Urteil fällt meist ohne Wahl. Wer demonstriert, gilt schnell als Feind, vom Osten ferngesteuert, scheint’s. Und wer Lederjacken trägt, ist von...

Abseits – im Schatten

Abseits vom Zentrum steh ich still, frag den Wind, was er mir sagen will, warum ich hier bin — so fern, so allein, wo Schatten regieren im Sonnenschein. Abseits — ein Ort, der mich kennt, jeder Schritt verliert sich im endlosen Trend. Die Mitte ruft, doch ich gehör nicht hin, mein Herz schlägt leise, wo einst die Suche begann. Ich hoffe, es bleibt nicht so, dass ich für immer draußen steh —...

Frieden – nur ein Traum

Frieden — ein Wort, so leer, so schwer, ich such ihn oft, doch find ihn nicht mehr. Ich seh ihn fliegen wie Tauben im Wind, verloren, verirrbar, so scheu wie ein Kind. Frieden — ein Traum in irdischer Zeit, verspricht Erlösung, bringt doch nur Leid. Er wohnt in Liedern, in Schwüren, in Namen, doch nie in den Herzen, die längst erlahmen. Frieden — du kostest das halbe Leben, und wirst uns doch...

Der versiegelte Brief

Warum hast du mir nicht geschrieben? Wo ist das Licht deiner Liebe geblieben? Willst du den Bruch mir nicht verzeih’n, bitte, lass mich in der Stille nicht allein. Der Brief liegt da, versiegelt und schwer, dein Schweigen schmerzt wie kaltes Meer. Der Anker hält das Herz nicht mehr am Grund, komm zurück, mach meine Seele wieder gesund.

America

America, was ist dir geblieben? Nur die Erinnerung an den Frieden. Wo sind Jimi Hendrix und Janis Joplin? Wo lebt jetzt James Dean? Wo bleiben deine Helden? Sie schweben in anderen Welten. America, ich gehe weit, ich suche deine Freiheit. America, wo ist sie nur? Du läufst doch gegen deine eigene Uhr! Dein Spießertum hat sich durchgesetzt, deine Geschäftswelt bleibt unverletzt. America, ich höre...

Der Herbst

Die Früchte des Sommers, wie sie langsam verderben, und der Herbst in die Blätter der Bäume einkehrt. Wie der Wind anfängt zu wehen, immer stärker und stärker. Und es kühl wird im Land, immer rauer die Wege, selbst das Herz friert nun stärker. Doch egal wie grau und feucht es auch ist, durch jeden nochso kahlen Baum scheint eben irgendwann doch auch mal ein Licht.

“Du musst kaufen!”

„Du musst kaufen!“ Von überall ruft es zu uns her, Aus Plakaten quillt es hervor, Das Angebot: „Du musst kaufen!“ Man hat es heute sehr schwer, Wenn dieser beständige Werbechor Schreit, kann ihm nicht weglaufen. Manche können das ignorieren, Zu viel Reklame stumpft ja auch ab Und lässt uns bisweilen sogar fliehen. Doch auch im Netz bleibt das Verführen: Zugegriffen wird auf unser Gut und Hab, Um...

“Du musst verkaufen!”

„Du musst verkaufen!“ Ja, das Alte will man wegbekommen, Was in Jahren sich angesammelt hat, Womit Keller, Speicher, Wohnung gefüllt. Also hat man sich jetzt vorgenommen Als Macher und Mensch der Tat, Dass der Verkaufswunsch sich erfüllt. Es ist ein erhebendes Gefühl, Nichts weggeworfen zu haben Und jederzeit anbieten zu können, Natürlich mit dem Verkaufsziel, Danach etwas mehr Geld zu haben, Um...

Bestimmungs-frei

Ich bin immer wieder erstaunt, wie sehr wir der "Vorbestimmung" eines Gegenstandes oder Begriffes folgen und wie manches durch eine neue Verwendung - besonderen Ausdruck findet. Der Fantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Vielleicht würden auch wir - ohne unsere Vorstellungen, für was wir bestimmt sind - unsere Grenzen ins Unendliche weiten? © A. Namer

Kommunist

Man kann hier alles werden, vom Lehrer bis zum Kapitalist, doch wehe dem, der offen sagt: „Ich bin Kommunist.“ Die Vorurteile häufen sich, man meidet dich, man stellt dich kalt, die Meinungen über dich werden schlecht, die Chancen verlieren ihr Recht. Du trägst ein Label, schwer und groß, auf bundesdeutschen Erden bloß. Als Kommunist zogst du ein schlechtes Los — ein Los aus Schweigen, Spott und...

Das Bekenntnis

Das Bekenntnis Zwanzig – schon verloren im Blick, die Welt schreit laut, das Herz ruft zurück. Zwischen Traum und Pflicht gefangen, viele falsche Entscheidungen begangen. Halb klug, halb leer, halb auf der Flucht, in dir brennt Glut, die Ruhe sucht. Du denkst zu viel, doch fühlst zu wenig, dein Weg wirkt nah – und bleibt unklar. Noch nie gespürt, was sie Liebe meint, drum glaubst du, dass dich...

Silberne Zuflucht

Der Mond kennt meine Träume, besser als du, Er ist für mich da, hört mir zu. Er schweigt mit mir – und sagt dabei so viel Er bleibt – auch wenn ich längst nicht mehr will. Und zeigt mir, dass ich leuchten kann – ganz still.

Verlorene Nähe

Wenn ich Dich anseh, so muss ich wirklich weinen. Mein Herz tut weh, für Dich aber wird die Sonne scheinen. Du stehst gesellschaftlich oben, ich dafür total unten. Dich wird man überall loben, doch ich habe mich mehr geschunden. Erinnerst Du Dich noch an die Zeit, als wir gemeinsam in der Schule waren. Damals gab es zwischen uns keinen Streit, wir sind im selben Boot gefahren. Ja, es ist schon...

So haben wir denn

So haben wir denn So haben wir denn Mann und Frau, Die sich noch immer begegnen wollen. Da weiß schon jeder ganz genau, Wo sie sich treffen sollen. Das alles ist terminlich nicht schwer, Doch kommen sie wirklich zusammen, Wenn ihre Wünsche mehr und mehr Aus ihren alten Illusionen stammen? Er will stets so bleiben, wie er ist, Sie steht auf ganz viel Veränderung. Doch wo der Mensch nur...

Das Paradies

Das Paradies Gar viele suchen in Ideologien, Auch in Fundamentalismen nach Ewigem Und vergessen dabei, was göttlich da ist. Sie planen unablässig, entwickeln Strategien, Kommen niemals zum Stetigen, Seligen, Erkennen nicht die Kürze ihrer Frist. Dabei ist unser Paradies doch hier, Alles passt trefflich zusammen: Die Öffnung kennt der Hahn, Von dem auch über Gebühr Oft Wünsche stammen, Erfüllt im...

Herbstlicht

Der Herbst geht still und feierlich durchs Land, sein Schritt ist mild, doch ernst und voller Segen. Er streut die Zeit in rot-vergoldet Wegen, ein sanftes Schweigen ruht in seiner Hand. Die Lüfte tragen Dämmerlicht und Brand, der Tag verneigt sich, ohne sich zu regen. Ein goldner Hauch durchzieht des Lebens Streben – und macht das Ende jedem Herz bekannt. Doch wer im Welken nur das Sterben...

Wenn Engel zu fliegen beginnen

Ein engel er sitzt, Am horizont ganz allein, So traurig sein Blick, alles scheint so klein. Die Sonne scheint so tief, Sie geht gleich unter, Der engel leise rief, Er werde nie wieder munter. Dieser geräuschlose schrei, Im winde verwehte, Flügel besitzt er zwei, Nichtsdestotrotz er er sich nicht fortbewegte. Seine stimme kaum zu hören, Der Himmel wurd immer dunkler, Voller angst etwas zu...

Der Witwer

Tränen fließen von meinem Gesicht, Mein Augen haften an deinem Grab, Warum du und nicht ich? Seit zwei Jahren, das Leben leblos erscheint, Ein Leben ohne dich, Indem ich nicht bin, mit meiner Frau vereint. Der Blumenstrauß so trostlos, lassen auch die Rosen schon den Kopf hängen , Finde ich nur Trost, Wenn ich kann die Realität verdrängen. Oh meine liebe Frau, Ein Jahr hat so unzählig viele...

„Gesang der Worte“

Aus Klang geboren, aus Sinn geformt, ein Wort, das lebt, weil es sich träumt. Der Mensch, ein Laut im Strom der Zeit, sucht Ewigkeit im Augenblick der Klarheit. Kein Schrei, kein Befehl, kein Recht, nur Atem – warm, vergänglich, echt. Wer Lyrik liest, erkennt sich neu: im Spiegel einer Sprache, treu.

Die Flammen der Erlösung

In einer dunklen Nacht, 2 Brüder vor dem Kamine steht, Schützend sie übereinander wacht, Sie nicht merken, wie die Zeit vergeht. Ihre Haut sie leuchtet, So rot von dem Flammen, Doch zurück keiner von ihnen scheuchtet, Solange sie bleiben, zusammen. Die Frage sie ist, Warum sie sind, ganz allein, Ist da Niemand der sie vermisst? Niemand der möchte bei ihnen sein? Die zwei kleinen Buben, Ohne...

Meine Angst

Sie lässt mich nicht zur Ruh – ich sag es frei: Ich habe Angst. Angst, zu versagen, Angst, aus dem Leben zu fallen, Angst, den bescheidenen Job zu verlieren, Angst, einsam in der Großstadt zu erfrieren, Angst vor Kriegen, die keiner mehr stoppt, Angst vor dem Atom, das Städte zerbombt, Angst, dass mich keine Frau mehr liebt, Angst, dass mein Dasein sinnlos zerrinnt, Angst vor Gesichtern, die...

Eiserner Vorhang

Nicht fünfzig Kilometer nur, und schon verriegelt sich die Spur. Sachsen bleibt mir fremd und fern, ein Land, das ich so hätte gern. Nicht fünfzig Kilometer östlich mehr, und Böhmen läge mir am Herz so sehr. Doch Mauern, Draht und kalter Stein sperren die Sehnsucht draußen ein. Wie Dornen reißen Stacheldrähte, was einst verbunden, trennt nun Städte. Die Freiheit stirbt, die Seele wird schwer –...

Ein Freund ging verloren

Es herrscht Totenstille, die Kirche ist halb gefüllt. Es war sein eigener Wille, er hat sich selbst gekillt. Es musste so kommen, er war schon immer etwas seltsam. Warum hat er sich das Leben genommen, fühlte er sich einsam? Ich hätte es nicht gedacht, dass er diesen Schritt macht. Selbst hatte er doch so viel Geduld - wer trägt nun die Hauptschuld? Gewiss, er war ein Idealist, ein unbeugsamer...

Kuckucksbändiger

Ich brauch die Kohle – auf die Schnelle, doch nirgends gibt es eine Stelle. Der Knast? Nee, nicht mein Revier, da bleib ich lieber hier. Liegt die Knete in Frankfurt auf der Straß’, oder machen mich die Typen richtig nass? Ich bin in Deutschland nur ein Zwerg, ständig wächst mein Schuldenberg. Die Kuckucksbändiger stehen schon parat, wollen Cash, am besten noch heut in bar. Ich bin seit Monaten...

Beine

Beine Beine, die zum Dreieck leiten – Natur hilft das ja vorbereiten – Öffnen sich und wollen mehr, Geben in Freiheit Liebe her. Alles ist da, nichts fehlt dort, Wenn ein schöner Liebesort Die Augen zum Tanze einladen, Niemand kommt dabei zu Schaden. Beine sind nicht nur zum Gehen, Denn wo Männer gerne hinsehen, Ist ein Anfang, seliger Hort, Öffnen kann ein liebes Wort. ©Hans Hartmut Karg 2025...

Sich zur Liebe öffnen

Sich zur Liebe öffnen Sich zur Liebe öffnen ist nicht leicht, Doch braucht Liebe die Chance, Dass sie dieses Ziel erreicht, Traumverloren, fast wie in Trance. Man muss sich da schon trauen, Dass Aufschluss gelingen kann: Ist das Ziel von Männern und Frauen Oder will das vielleicht nur der Mann? Sich öffnen zur Gunst der Stunde Will weiter nichts, als ohne Leid Sich hingeben mit Lust zur Runde,...

Entlassener Sträfling

Bettelnd vor dem Einkaufscenter, die Menge schweigt, sie geht nur weiter. Entlassen aus dem grauen Knast, achtundzwanzig Monate – Last. Ohne Wohnung, ohne Lohn, bleibt dir am Ende der kalte Beton. Ohne Hoffnung, ohne Ziel, das Leben wird ein Überlebensspiel. Diebstahl flackert in Erinnerung, doch keine Chance zur Besserung. Du hast keine Wahl, du bist allein, und fällst erneut ins Dunkel hinein....

Schattenregierte Welt

Ich leb in einer Welt, in der der Schatten regiert, wo Wahrheit schwindet und das Gesicht verliert. Du tust so cool, so schlau, so frei, doch Deine Worte stinken hohl dabei. Du spielst den Freund, der ich nicht bin, dein Ziel ist nur materieller Gewinn. Du bietest Glanz, verpackst nur Dreck, zu einem Preise, der mich erschreckt. Dann nennst Du mich noch Deinen Mann – doch Deine Nähe macht mich...

Steuern

Im Altertum bei Assuan Als Felder dort für’s Volk bestellt Trieb die Elite Steuern ein Bald Bauern um die Ernte prellt Erst motiviert Tribut zu zollen Den Göttern und Heroen dort Als bald kommt Zweifel den Gesellen Und Beitrag weicht bald Zorn und Not Die Zeiten mögen sich zwar ändern Und Schicksal wird auch stets mäandern Wenn Steuern neue Deutung hält Doch Treuhand seinen Dienst einstellt Wo...